Geleitwort der Präsidentin
Rede von Nayla Hayek, Präsidentin des Swatch Group Verwaltungsrates, anlässlich der Ordentlichen Generalversammlung vom 11. Mai 2016 im Velodrome in Grenchen (SO), Schweiz.
Es gilt das gesprochene Wort
Liebe Mitaktionärinnen und Mitaktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren,
Wie Sie an dem Geschäftsbericht 2015 und an Ihrer speziellen Swatch die wiederum nur für Sie , die Sie an unserer Generalversammlung teilnehmen abgegeben wurde ersehen, ist ein wichtiger Teil meiner Rede heute unsere Patente unsere Innovation und Investition in die Zukunft.
Wir sind sehr stolz, dass wir im Jahr 2015 wiederum einen Rekord von fast 200 neuen Patenten eingereicht haben. Patente sind eine wichtige Sache aber noch wichtiger ist, dass wir daraus Produkte machen. Und was für Produkte und vor allem produziert in der Schweiz!
Im unfehlbaren Duden steht Patent für Schutzurkunde, Erfindungsschutz. Und für patent steht auch das Synonym tüchtig. Ich sage ohne falsche Bescheidenheit, ja, Swatch Group und ihre Erfinder sind tüchtig. Es gibt insgesamt 1800 Patentfamilien, die ihrerseits international unsere Erfindungen schützen.
CH 638 073… So heisst ganz banal eines der wichtigsten Patente der Swatch Group, hinterlegt für ETA im Jahr 1981. Hinter dieser Referenz versteckt sich bescheiden der «Steuerungsmechanismus für Uhr mit Analoganzeige». Sie ahnen es, Swatch steckt dahinter. Jene Uhr, die der Schweizer Uhrenindustrie Hoffnung gab und ihr schliesslich neues Leben einhauchte.
Ende der Siebziger Jahre wäre niemand auf die Idee gekommen, dass das Delirium-Tremens-Konzept in der Entwicklung eines Massenprodukts für das Basissegment eine Rolle spielen könnte. Es war einzig und allein dazu erdacht worden, Platz zu sparen und damit die heute noch dünnste Uhr der Welt zu kreieren. Trotzdem ermöglichte es Swatch später, Komponenten einzusparen, indem genau wie bei der dünnsten Uhr der Gehäuseboden für den Einbau der Komponenten verwendet wurde. Das war eines der Hauptattribute der neuen Plastikuhr mit nur 51 Komponenten.
Swatch stützte sich zwischen 1980 und 1983 auf rund 10 Grundpatente. Zahlreiche weitere Patente schützten im Anschluss die Uhr und vor allem den Herstellungshergang. Im Übrigen gibt es bis heute keine andere automatische Montagelinie, die auch nur annähernd so viele Erfindungen birgt, wie jene von Swatch. Und es gibt noch heute auf der Welt keine andere Uhr, die so hergestellt wird. Für die mechanische SISTEM51 hat Swatch alleine über 15 Patente. Sie wird auf einer total neu konzipierten und vollautomatischen Produktionslinie hergestellt.
Gehen wir bis ins 18. und 19. Jahrhundert zurück, so ist das Paradebeispiel in Bezug auf Erfindungen im Uhrenbereich Abraham-Louis Breguet. Er ist einer der grössten, wenn nicht der grösste Erfinder in der Uhrenindustrie überhaupt. Sein grösstes Meisterwerk ist und bleibt das Tourbillon, der Wirbelwind. Am 26. Juni 1801 bzw. am 7. Messidor des Jahres IX laut des damals geltenden republikanischen Kalenders der Französischen Revolution erhielt Abraham-Louis Breguet für zehn Jahre die Rechte am Patent für einen neuen Regulatortyp, für das sogenannte «Tourbillon». Es entstand aufgrund seiner Beobachtungen über die negative Auswirkung der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit von Uhrwerken. Sein Gegenmittel war das Tourbillon, eine Konstruktion, die durch konstante Drehbewegungen den Einfluss der Schwerkraft aufhebt. Darauf basierend gibt es mittlerweile unzählige Versionen von Tourbillons.
Abraham-Louis Breguet hat unzählige Erfindungen gemacht, aber das Unternehmen blieb nicht im 19. Jahrhundert stehen. In den letzten Jahren kamen zum Beispiel der 10 Hertz Oszillator hinzu, die Einführung von hochpräzisen Siliziumkomponenten, die die Präzision und Zuverlässigkeit der Uhr verbessern.
Auch die anderen Swatch-Group-Uhrenmarken profitieren vom Erfindergeist ihrer Forschungsteams. So hat Omega eine innovative Methode entdeckt, kostbare Steine effizient ins Saphirglas im Gehäuseboden zu setzen. Im Bereich des Antimagnetismus hat Omega eine weitere Innovation errungen, die zu einer Zertifizierung des Eidgenössischen Instituts für Metrologie METAS geführt hat.
Rado hat ihrerseits den Schwerpunkt auf die Keramik gesetzt und verschiedenste Keramikfarben kreiert. Das ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch eine ästhetische Bereicherung.
Die Tissot T-Touch ist seit vielen Jahren weltweit ein Begriff. Dahinter stehen Patente im Bereich der taktilen Oberflächen und Schnittstellen und auch das spezielle Zifferblatt der T-Solar.
Zu den Erfinderinnen gehören jedoch nicht nur Uhrenmarken, auch die Produktionsfirmen tragen viel zur Innovation und zu den Patentanmeldungen bei. Ich erwähne hier nur die ganz spezifisch auf die Qualitätsansprüche der Swatch Group zugeschnittene Stahllegierung der Antriebsfedern von Nivarox-FAR, die das Herz jeder mechanischen Uhr nicht höher dafür aber stabiler und regelmässiger schlagen lässt.
Es würde zu weit führen, hier alle neuen und bestehenden Patente aufzuführen. Ich bin auf alle diese Erfindungen gleichermassen stolz – sie zeigen uns, dass Innovation und Erfindergeist bei Swatch Group nicht nur Lippenbekenntnisse sind, sondern tagtäglich gelebt werden.
Für die Verwaltung aller Patente steht im Übrigen auch ein Unternehmen der Swatch Group – ICB Ingénieurs Conseils en Brevets SA. Mit ihren Patentanwälten verwaltet sie rund 1800 Patentfamilien, was etwa 10 000 nationalen Patente in der ganzen Welt entspricht.
Die Swatch Group hat aber auch eine lange Tradition mit Schweizerischen Spitzen-Universitäten und -Organisationen zusammenzuarbeiten, wie zum Beispiel der ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich), dem CSEM (Centre Suisse d’Electronique et de Microélectronique), der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) und der EPFL (Ecole polytechnique fédérale de Lausanne).
Ohne zu vergessen, die 500 Lehrlinge, die bei den Firmen der Swatch Group 2015 in Ausbildung waren und die ungefähr 120 die einen erfolgreichen Lehrabschluss 2015 feiern konnten. Da kann man auch sagen: patent!
Patente Lösungen braucht es bei Swatch Group jedoch auch, um zum Beispiel Kursdifferenzen aufzufangen. Innovative, hochqualitative Produkte und originelle Marketingaktionen, langfristiges und kreatives Denken helfen, die Strategien der Swatch Group nachhaltig zu verankern und die Zukunft des Unternehmens zu sichern.
Alle reden mit diesem überbewerteten Schweizer Franken von der Fokalisierung auf Forschung und Entwicklung. Was aber die Stärke der Schweizerischen Industrie ausmacht, ist es, auch Produkte hier in der Schweiz herzustellen. Die wichtigste Wertschöpfung einer Gesellschaft geschieht vor allem dort, wo Forschung, Entwicklung und Produktion Hand in Hand arbeiten.
Und wie schon in der Vergangenheit ist Abbau von Personal wie bei gewissen von unseren Konkurrenten in kritischen Zeiten bei uns kein Thema. Wir sind eine Familie und da hält man auch in schwierigen Zeiten alle zusammen, alle Mitarbeiter, Geschäftsleitung und Verwaltungsrat.
Und weil auch Sie werte Aktionäre ein wichtiger Teil dieser Hand in Hand Arbeit waren und sind, sollte man auch Sie patentieren lassen – denn Sie sind patent.
Kommen wir nun zu den Zahlen 2015.
Trotz einem sehr schwierigen Umfeld haben wir einen Nettoumsatz von über 8 ,4 Milliarden Schweizer Franken, erwirtschaftet.
Der Konzerngewinn beläuft sich auf rund 1,1 Milliarden Schweizer Franken. Stark negativ beeinflusst durch Währungsverluste.
Punkto Eigenkapital bleiben wir sehr gut mit 11,2 Milliarden Schweizer Franken, was einer ausserordentlichen starken Eigenkapitalquote von 84.7% entspricht.
Auch wenn der Gewinn kleiner ist gegenüber Vorjahr, schlägt der Verwaltungsrat eine unveränderte Dividende vor: CHF 7.50 pro Inhaberaktie und CHF 1.50 pro Namenaktie.
Sie alle, meine Damen und Herren Aktionärinnen und Aktionäre, sie alle bauen mit an der Zukunft unseres Unternehmens. Dafür bedanke ich mich bei Ihnen allen sehr herzlich. Ebenso bedanke ich mich beim Verwaltungsrat und bei der Konzernleitung und der erweiterten Konzernleitung und allen unseren über 36 000 Kolleginnen und Kollegen für ihr Engagement im schwierigen Jahr 2015. Ich danke Ihnen allen für Ihr Vertrauen in unser Unternehmen.
Ihre Nayla Hayek
Präsidentin des Verwaltungsrates der Swatch Group
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